Donna Leon’s Commissario Brunetti: Warum ist er so beliebt?
Okt 1, 2017Gastronomie, Gesellschaft, Kino, Kultur, Kuriositäten, Lagune, Literatur, Tourismus, unbekanntes Venedig0 Kommentare
‚Durch diese hohle Gasse muß er kommen‘, ‚wenn die Gondel Trauer tragen‘ und die Terrasse von Commissario Guido Brunetti. Was haben diese Aussagen alle gemeinsam? Fast alle deutschsprechenden Gäste verbinden diese 3 Begriffe mit Venedig, wenn sie Venedig besuchen!
Warum ausgerechnet mit Guido Brunetti, der zum Beispiel Italienern und Venezianern unbekannt bleibt?
Guido Brunetti existiert ‘nur’ seit 26 Jahren; er ist eine literarische Erfindung der amerikanischen Schriftstellerin Donna Leon, die seit dem Beginn der 80iger Jahre in Venedig lebt, nachdem sie öfters Arbeit (Werbetexterin, Lehrerin, Literaturprofessorin) und Land (England, Schweiz, China, Saudi Arabien) gewechselt hat. Sie kam dann 1981 nach Venedig und hat englische Literatur an einer Außenstelle der University von Maryland bei Vicenza gelehrt.
Warum erfand sie Guido Brunetti?
Sie war einmal mit Freunden bei einer Generalprobe im Theater La Fenice; einer der Freunde, selber ein Dirigent, meinte, der Dirigent der Probe würde ihm nicht gefallen. Donna Leon antwortete, es wäre kein Problem, sie würde ihn für ihn umbringen, keine Sorge, aber in einem Roman.
So entstand der erste Fall Venezianisches Finale (Death at La Fenice der englische Titel, der Dirigent Wellauer wird vergiftet in der Garderobe vor dem Beginn des letzten Aktes aufgefunden); der Roman bekam eine Auszeichnung und die Schriftstellerin das Angebot, zwei weitere Romane zu schreiben. Danach hat sie sich entschlossen, einen Roman pro Jahr herauszugeben.
Noch berühmter wurde der Commissario Brunetti, als das deutsche Fernsehen die Romane verfilmt hat, zuerst mit dem Schauspieler Joachim Kroll und seit 2003 mit dem in Berlin berufsmäßig aufgewachsenen Uwe Kockisch.
Aber warum schwärmen alle Leserinnen und Zuschauerinnen von Brunetti?
Obere Gerechtigkeit
Nicht nur weil Brunetti ein gut aussehender Mann ist, d.h. Kockisch ein faszinierender, charmanter Schauspieler ist (wohlbemerkt: er ist nun über 70 Jahre alt), sondern weil er ein gebildeter Polizist, ein feinfühlender und feingeistiger Commissario ist, der seine Arbeit immer ernst nimmt und mit welchem man sich dialektisch konfrontieren kann. Er weiß, daß in der heutigen Gesellschaft die Schuldigen nicht immer zur Rechenschaft gezogen werden können und daß nicht jeder Fall zur kompletten Zufriedenheit gelöst werden kann, aber trotzdem zählt für ihn die obere Gerechtigkeit (und nicht die Statistik wie für seinen Chef, den ehrgeizigen, eitlen und unfähigen, letztendlich sehr drolligen Vize Questore Patta).
Er kämpft wie ein moderner Held gegen die Korruption der heutigen Gesellschaft.
Donna Leon hat ihre Diplomarbeit über die Moral in den Romanen von Jane Austen geschrieben, also das Thema der höheren Moral, der Unterschied zwischen Recht und Unrecht hat sie von Anfang an sehr interessiert.
Scharfsinnig, kultiviert und ein bischen philosophisch
Wer möchte nicht einen solchen unversehrten, unbestechlichen Commissario kennenlernen? Brunetti liest und denkt gerne nach über die Schriftsteller der Antike, Tacitus und Ovid und konfrontiert sich z.B. mit Franca Cataldo/Marinello in Schönem Schein.
Es geht in den Krimis von Donna Leon nicht unbedingt um brutale und bluttätige Aktionen, sondern um die innere Psychologie der Darsteller. Paola, Brunetti, Vize Questore, Elettra wiederholen ein erfolgreiches Schema, an welches Leser und Zuschauer festhalten möchten, da das Schema viele Elemente einer heutigen modernen Familie verbindet.
Kulinarisches Interesse
Paola meint, ‚ich habe einen Mann geheiratet, und nun lebe ich mit einem wandelnden Magen an meiner Seite‘ (Blutige Steine).
Brunetti ist ein Feinschmecker und ein Weinschmecker, bei der Arbeit als auch Zuhause. Bei der Crazy Bar bei der Questura genehmigt er sich ‚ein Tramezzino, ein getostetes Käsesandwich‘ (Feine Freunde) oder trinkt … ‚am Tresen ein halbes Glas Wein und liest die Zeitung‘ (Lasset die Kinder zu mir kommen). Bei den 2 Mori am Rialto ‚geröstete Shrimps … und ein dick mit Schinken und Artischocken belegtes Tramezzino‘ (Endstation Venedig). Auch ‚eine Brotstange mit Schinken umwickelt und ein Glas Chardonnay‘ (Sanft entschlafen) kann er nicht ablehnen. In vielen Verfilmungen sieht man wie Brunetti, sobald er zurück nach Hause kommt, nach einem Glas Wein greift und manchmal nach einem Stück Käse.
Als Leser aus dem Ausland würde man immer erwarten, daß alle Ehefrauen in Italien wie Paola fantastisch kochen – das wäre schön! Wenn Brunetti durch den Rialto Markt schlendert, hofft er Puntarelle zu finden, die, als er jung war, sogar den Kaninchen gegeben wurden (Sanft entschlafen), und heute zu einer Delikatesse geworden sind, oder er bewundert die Steinpilze und hofft ,Paola würde sie auch bemerken und mit Polenta zum Mittagessen servieren‘ (In Sachen Signora Brunetti).
Liebevoller Familienvater
Perfekt ist er auch in der Rolle eines liebevollen Familienvaters. Er liebt sehr seine kluge Frau Paola und seine Kinder, Chiara und Raffael, Raffi genannt. Im Laufe der Romane werden sie zu Teenagern und dann zu Erwachsenen, und trotzdem macht er sich immer Sorgen um sie, vor allem um Chiara (Tierische Profite).
Bei einer Führung mit BestVeniceGuides lernen Sie mehr über Brunetti, Paola Falier, Vize Questore Patta, Signorina Elettra kennen und können auch die Schauplätze der Questura in den Romanen, der Questura und der Terrasse in den Verfilmungen sehen.
Informationsquelle, Fotos von Kockisch
http://www.daserste.de/unterhaltung/film/donna-leon/darsteller/uwe-kockisch-als-commissario-brunetti-102.html
Informationsquelle, Fotos von Kroll
http://www.tvspielfilm.de/kino/filmarchiv/film/donna-leon-in-sachen-signora-brunetti,89756,ApplicationMovie.html
Fiona Giusto
www.venicetours.it
BestVeniceGuides
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