Giovanni Vezzi: Die dritte Porzellanmanufaktur Europas in Venedig im Ca‘ Rezzonico Palast
Jan 1, 2018Geschichte, Gesellschaft, Handwerk, Kultur, Kunst, Kuriositäten, Palast, Porzellan0 Kommentare
Der barocke Ca‘ Rezzonico Palast auf dem Canal Grande ist meiner Meinung nach einer der schönsten Museen Venedigs.
Der Palast wurde im 17. Jahrhundert für die venezianische Familie Bon begonnen, und erst für die schwerreiche, ursprünglich aus der Lombardei stammende neuadlige Familie Rezzonico im 18. Jahrhundert von dem Architekten Massari beendet. Ab 1936 wurden Möbelstücke, Lüster, Bilder aus unterschiedlichen Palazzi Venedigs hier untergebracht und ausgestellt. Der heutige Besucher bekommt daher ein sehr gutes Resumèe der vielfachen Facettierungen der Kunst in Venedig im 18. Jahrhundert, daher die Bezeichnung als Museo del Settecento.
Luftige Freskenmalereien von Giambattista Tiepolo, fürstliche Pastelportraits von Rosalba Carriera, alltägliche Genreszenen von Pietro Longhi, originelle Murano Glaslüster und Spiegel, phantasievolle Möbelstücke aus Lackarbeit und feines Porzellan begleiten uns auf dem ersten und zweiten Piano Nobile von Raum zu Raum zurück in die Atmosphäre des 18. Jahrhunderts.

Ballsaal, Ca‘ Rezzonico Palast, Venedig
Denn Europa war im 18. Jahrhundert von dem weißen Gold, von Porzellan besessen: August der Stärke schrieb von ,maladie de porcelaine,, der Porzellan-Krankheit.
Venedig hat auch eine wichtige Tradition in Porzellan, wie die Exponate hier beweisen. Folgen Sie mir durch die schönen Räume von diesem Palast.
Feines chinesisches Porzellan war im 18. Jahrhundert überall in Europa sehr geschätzt, auch in Venedig, wo dieser Luxusartikel über die Seidenstraße oder den Seeweg hierhergebracht und bekannt war. Der venezianischer Entdecker Marco Polo hat zweimal das Wort Porzellan in seinem Buch Il Milion erwähnt.
In Meißen stellte 1708 Johann Friedrich Böttger in der Albrechtsburg das erste Hartporzellan her. Man versuchte vergebens, die Rezeptur geheim zu halten und das geheimnisvolle ‚Arkanum‘ zu behüten, aber weitere Manufakturen wurden bald in Wien 1718 (Du Paquier) und dann eben in Venedig 1720 eröffnet.
Im Rezzonico Palast kann man einige der wenigen in Museen ausgestellten Porzellanstücke von Giovanni Vezzi bewundern. In der Serenissima hatte 1720 Giovanni Vezzi, Goldschmied und Kaufmann, zusammen mit seinem Vater Francesco nämlich die dritte europäische Manufaktur eröffnet.
Der Vater, der Goldschmied Francesco Vezzi, kam aus Udine, in Friaul. Er eröffnete in Venedig ein Juweliergeschäft Drago d’Oro (zu dem goldenen Drachen) und als Folge seiner Unterstützung der Staatskassen wurde er geadelt.
Der erste Sitz der Manufaktur war auf der Giudecca Insel, dann wurde sie auf Cannaregio in der Nähe der Kirche Madonna dell’Orto verlegt. Ein Geschäft wurde auch bei San Marco eröffnet (anscheinend an der Stelle, wo sich heute ein berühmtes Glasgeschäft befindet).
Seine Signaturen waren Ven:a oder Venezia oder V:a
Im Ca’ Rezzonico Museum sind rare Vezzi Stücke ausgestellt, die mit vielen schönen Stücken aus der Sammlung vom Conte Nani Mocenigo (Conte Cicara, also Graf Tasse genannt) stammen.

2 Vezzi Tassen, Ca‘ Rezzonico Palast, Venedig

2 Vezzi Tassen, Ca‘ Rezzonico Palast, Venedig
2 glockenförmige Tassen mit sehr dünnen Rändern, mit Pfingstrosen und Zweigen mit Blättern dekoriert. Zarte Dekorationen findet man im inneren Rand und mit Ven:a signiert
Klein, aber fein …
Dieses gilt für die einzelnen Stücke, aber auch für die Größe der Tassen; die neuen, modischen Getränke wie Kaffee, Tee und Schokolade waren teuer, sehr teuer und daher die allerersten Tassen klein, damals noch ohne Henkel.

Vezzi Tassen, Ca‘ Rezzonico Palast, Venedig

Vezzi Tassen, Ca‘ Rezzonico Palast, Venedig, Detail
Ausgestellt ist auch eine kleine Tasse ebenso mit dünnen Rändern, mit Schmetterlingen und Blumen.

kleine Vezzi Tasse, Ca‘ Rezzonico Palast, Venedig
Weitere Meisterwerke von Vezzi sind in dem Cembalo Saal auf dem zweiten Piano Nobile ausgestellt.
Neben 2 glockenförmigen, eisenroten Tassen 2 ähnliche Tassen mit Weinblättern und Papageien dunkel blau mit Gold überzogen, mit der Handelsmarke Venezia in blau; Tellerchen mit einer zentralen Blume und blumenartigen Dekorationen und Insekten, mit der Handelsmarke Ven:a in blau und eine Schale mit identischen Farben und inneren Dekorationen.

Tassen mit Weinblättern und Papageien dunkel blau mit Gold überzogen
3 attraktive Teekannen, 1 sechseckig und 2 mit einem runden Körper, mit roten, grünen und blauen Blumen und langen Blättern, Deckel nicht original, mit der Handelsmarke Ven:a in eisenrot und ‚C‘ und die andere mit Ghirlanden von roten Pflaumeblüten und Quasten mit der Handelsmarke Ven:a in eisenrot und ‚M.A.‘

Teekanne mit rundem Körper, mit roten, grünen und blauen Blumen und langen Blättern

Teekanne mit Ghirlanden von roten Pflaumeblüten und Quasten
2 Krüge mit langen gewundenen Blättern und Blumen.

2 Krüge mit langen gewundenen Blättern und Blumen
Vezzis Manufaktur wurde jedoch 1727, also nur 7 Jahre nach der Eröffnung, zugemacht.
Angeblich standen 30.000 Stücke zum Brennen bereit.
Heutzutage bleiben nur ca. 300 Vezzi Stücke, zum größten Teil Teeservice, Kaffeekannen und Vasen. Leider kann man nur ganz wenige Stücke hier in Venedig bewundern.
Vezzi hatte mit Christopher Conrad Hunger zusammengearbeitet, der mit Böttger schon gearbeitet hatte.
30 Jahre wurde kein Porzellan in Venedig hergestellt.
Erst 1757 kam Friedrich Hewelcke über Udine nach Venedig und bekam die Genehmigung, sächsisches Porzellan herzustellen. Sein Porzellan war nicht weiß, war unregelmäßig, mit schlichten Dekorationen, Signatur V oder in rot V.

kleine birnenförmige Milchkanne mit Zweigen, sehr schlichte Form, Hewelcke, Ca‘ Rezzonico Palast, Venedig

birnenförmige Kaffeekanne mit einem kleinen Knauf am Henkel, Hewelcke, Ca‘ Rezzonico Palast, Venedig

Milch- und Kaffeekanne, Hewelcke, Ca‘ Rezzonico Palast, Venedig
Sein Partner wurde der junge Geminiano Cozzi. Mit Cozzi konnte das venezianische Porzellan eine zweite Blüte erleben, wie wir in einem weiteren Artikel sehen werden.
Fiona Giusto
BestVeniceGuides
www.venicetours.it
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