Der Barnabò-Garten: Danke, liebe Anna!

Mrz 2, 2018Gesellschaft, Kuriositäten, Palast0 Kommentare

Einer der bezauberndsten Augenblicke, die ich in Annas Garten mit ihr und einigen kanadischen Musikern erlebt habe: hier der Trompeter Michael Cartile mit seiner Piccolo-Trompete während des Konzertes mit dem Sopran Kerry-Anne Kutz, die  wunderschöne Arien sang. Unter den Gästen befanden sich auch die Musiker Sandra Hunt (Klavier), Gary Russell (Cello), Vanessa Hunt Russell (Cello) und, last but not least, Richard Prytula, ehemaliger Fagottist und Organisator der Veranstaltung.

Es handelt sich um einen der schönsten Gärten Venedigs, und dies nicht nur aufgrund des einzigartigen Blicks auf den Canal Grande, sondern vor allem wegen der großen Hingabe, mit der er viele Jahre lang von Anna gepflegt wurde, der Frau des Grafen Barnabò.
Anna war die Seele des Gartens und noch immer lebt sie in den zahlreichen Rosenarten weiter, die sie mit großer Liebe ausgewählt und angepflanzt hat.
Es sind größtenteils moderne Rosenarten, d.h. leicht duftend. Anna liebte öfterblühende Rosen, auch wenn die späteren Blüten sich mit verminderter Kraft entwickeln.
Ich denke hierbei an die Rose New Dawn, von einem äußerst zarten Creme-und Perlmuttrosa; sie bedeckt die gesamte Mauer und den Gartenpavillon.

Gartenpavillon mit der Rose New Dawn

die Rose New Dawn, Mauerdetail

Glücklicherweise werden die Rosen in beiden Fällen von einem Spalier gestützt, da es sich um eine Kletterrose handelt. Die Gräfin hatte sie nicht wegen ihrer Patentierung 1930 als erste Rose gewählt, sondern wegen ihres Farbtons. Anna verzieh es ihr, dass sie Anfang der Jahreszeit immer spät dran war und auf sich warten ließ. Dies belohnte sie aber dann großzügig und mit üppiger Blütenpracht.

Der Garten ist als Italienischer Garten entstanden, mit den typischen Buchs-Beeten; er besitzt jedoch zahlreiche venezianische Elemente, wie z.B. die mythologischen Statuengruppen am Eingang. Oft zeigen sich die Götterfiguren in einem Zustand der Kraftentfaltung, was eine Verbindung zur Erde und der Natur darstellt.

Am Eingang des Gartens hinter dem typischen Hof mit Brunnen heißen uns also zwei mythologische Statuengruppen willkommen: auf der einen Seite hebt Herkules Antäus vom Boden hoch, der ihm unbesiegbare Kraft verlieh; auf der anderen entführt Zeus Ganymed in den Himmel.

Hinter dem kleinen Hof, in der Mitte der vier Beete mit Jahreszeiten-Statuen steht eine Fontäne mit Herkules als Kind, der die Schlange besiegt, zur weiteren Bekräftigung und als Beweis dessen, was oben gesagt wurde.

Fontäne mit Herkules als Kind und der Schlange, die größer als er selbst ist; im Vordergrund die Rose Wall Street

Die vier Beete bieten einen Freudenspiel unterschiedlicher, meist pastellfarbener Rosenarten, ganz dem Geschmack der Gräfin entsprechend. Wir Stadtführerinnen, ihre Freundinnen, sprachen sie vor allem wegen ihres raffinierten und unverwechselbaren Stils mit dem Titel Contessa an (und nennen sie noch immer so).

Anna beim Richten der Falten der Tischdecke

Unter den Rosen der vier Beete sticht aufgrund ihrer Höhe die thronende Queen Elisabeth heraus, die wie eine Königin die anderen Rosenarten überragt.

die Rose Queen Elisabeth überragt an Größe die Statue des Frühlings

Sie wurde 1953 zur Erinnerung an die Krönung Königin Elisabeths II. gezüchtet und ist tief-rosa, wofür die Königin eine Vorliebe hat. Diese Farbe taucht häufig in ihrer Kleidung auf.
Wenige Zentimeter von Queen Elisabeth entfernt, erhebt sich eine besondere Rosenart des Gartens, Wildfire, mit gebogenen Blütenblättern, die verblüht zu sein scheinen, hingegen lebhaft in ihrer feuerroten Farbe pulsieren.

die Rose Wildfire

Die von Anna ausgewählten Rosen sind sehr unterschiedlich, je nachdem an welchem Ort im Garten sie gepflanzt wurden; in dominanter Position steht die wunderbare Gloria Dei

die Rose Gloria Dei mit der Statue des Sommers (links) und der des Winters (rechts)

– siehe Link des Posts von Fiona Giusto -, zu der die Rose Roberto Capucci (die ihren Namen von dem bekannten Stylisten erhalten hat) mit ihren außergewöhnlichen Farbschattierungen ein Gegengewicht setzt.

die Rose Roberto Capucci ehrt den kleinen Balkon der Barnabò-Wohnung im Hauptgeschoss des Palastes

Unter Königin und Stylist darf die Kaiserin nicht fehlen: deshalb findet sich hier auch die Kaiserin Farah, eine schöne weiße Rose mit karminrotem Blütenblätterrand;

und hier unsere Kaiserin Farah, die die schöne Demeter beherrscht

Umstritten wie die Person, wird sie, mit Ausnahme einiger Verleumder, von der Mehrheit geschätzt.

Was gibt es von der Intensität der Chantal Mérieux zu berichten, wenn nicht die enge Verbindung Annas zu Frankreich

die Rose Chantal Mérieux entlang des Wegleins, das zum Canal Grande führt

die Rose Chantal Mérieux, Detail

und von der beunruhigenden nächtlichen Farbe der Blue Moon, die auch vom Canal Grande aus sichtbar ist?

die Rose Blue Moon in Blüte, im Hintergrund, Mitte, der Brunnen und rechts die Ädikula des Neptun

Weitere Farben dürfen nicht fehlen, das Kanariengelb mit zitronengelben Schattierungen der Alba Chiara, das Ockergelb der Primo Sole und natürlich die Weißtönungen, worunter die schäumende Sea Foam einzuordnen ist, die nicht zufällig in Wassernähe wächst,

Anna inmitten der Rose Petal Pusher und der weißen Sea Foam, die an Wasserschaum erinnert

Detail der Petal Pusher

oder die reinweiße Papst Johannes Paul II, die große freudige Laetitia Casta, die intensiv duftende Isabelle de Reimpré und die kleinblütige Snow Carpet.

die Röschen Snow Carpet bedecken teppichartig den historischen Brunnen mit dem Adler des Kaisers Barbarossa

Die letztere bedeckt fast vollständig den wunderschönen Brunnen, der die eheliche Verbindung der Familien Cappello und Malipiero feiert; beide Familien haben vor Familie Barnabò über Jahrhunderte den Palast bewohnt. Familie Malipiero konnte durch die von Kaiser Barbarossa gewährte Ehre die kaiserliche Adlerfeder in ihr Wappen aufnehmen.

das Wappen der Malipiero in der Eingangshalle des Palazzo

Die Rosen standen für Anna immer an erster Stelle, jedoch wachsen im Garten auch andere Pflanzen wie Flieder, Kamelien, Seerosen, Japanische Herbstanemonen und Jasmin, durchgehend weiß, jedoch mit unterschiedlichen Farbschattierungen; die Iris, rosa oder gelb, seltener auftretende Farben,

rosafarbene französische Iris

gelbe Iris

oder die grandiose Hortensie unterschiedlichster Art, darunter die spektakuläre Annabelle.

Hortensien entlang des Mäuerchens, darunter die weiße Annabelle

 

Diese Hortensie ist einzigartig wegen ihrer großen schirmartigen Dolden. Sie wurde 1910 aus einem Wald in Illinois von zwei Schwestern in die Stadt Anna umgepflanzt, wo sie ca. fünfzig Jahre später entdeckt und kommerzialisiert wurde und den zwei “schönen” Schwestern aus Anna gewidmet wurde, woher ihr Name Annabelle kommt.

 

DEIN GARTEN MIT DIESEN WUNDERN DER NATUR IST ZAUBERHAFT: DANKE ANNA!

 

P.S. Mit der freundlichen Genehmigung der Erben Barnabò und unter Begleitung einer qualifizierten Führung kann man mit ausreichender Voranmeldung diese Pracht noch immer anschauen und genießen.

Loredana Giacomini
BestVeniceGuides
loredanagiacomini@gmail.com

 

 

 

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