Blattgold – ein antikes Kunsthandwerk im Herzen Venedigs
Jul 1, 2018Handwerk, Kultur, Kuriositäten, Tourismus, Traditionen, unbekanntes Venedig0 Kommentare
Blattgold in der Kunst
Jedes Mal, wenn ich den Markusdom betrete, bin ich immer wieder begeistert über den Reichtum und die Schönheit der Mosaiken, die alles bedecken. Ich fühle mich wie von einem warmen und weichen Licht umhüllt, das die Mosaiken aus Glas und 24-karätigem Blattgold ausstrahlen.

Der Markusdom, Venedig
Die Nutzung von Blattgold wurde von den Byzantinern überliefert und fand in Venedig nicht für Mosaiken, sondern auch für Innen- und Außendekorationen der Gebäude Anwendung. Die Venezianer, die Dekorationen und Prunk liebten, bedeckten Marmor, Metalle und Holz mit Gold, um ihren Reichtum zur Schau zu tragen, wenn auch stets auf elegante Art. Man denke hier nur an die Scala d’Oro, die goldene Treppe, die ihren Namen den Goldverzierungen mit Blattgold verdankt, oder an die Ca‘ d’Oro (das goldene Haus), deren Fassade früher mit Gold ausgeschmückt war.

Die goldene Treppe, Dogenpalast, Venedig
Die Werkstatt von Mario Berta Battiloro
In Venedig, im prächtigen Haus des Malers Tiziano Vecellio, wird die antike Tradition der Herstellung von Blattgold gewahrt und gepflegt, das im Familienbetrieb von Mario Berta Battiloro wie im 18. Jahrhundert noch von Hand geschlagen wird. Nachdem die Maschinen die Oberhand gewonnen haben, handelt es sich inzwischen um die einzige handwerkliche Manufaktur in ganz Europa.

Das Haus Tizians, Das Haus von Tiziano Vecellio
Produktionstechnik
Das Gold wird bei 1750 °C geschmolzen und in eine Form gegossen, um einen Goldbarren herzustellen, welcher dann zu einem Band gewalzt und danach in kleine Quadrate geschnitten wird.

Die Herstellung von einem Goldbarren

Einbrennen des Goldstreifens
Diese wiederum werden solange geschlagen bis man Blättchen erhält, die gevierteilt und in eine Schlagform gegeben werden. Danach werden sie von Meister Marino über eine Stunde lang mit Hämmern, die zwischen drei und acht Kilo wiegen, geschlagen. Der Meister muss die Schläge zählen und gleichmäßig und im Takt die Schlagform wenden, damit sich das Blatt gleichmäßig ausdehnt. Jede Form muss zwei- bis dreitausend mal geschlagen werden. Es ist unglaublich, wie geschickt der Meister den Hammer einsetzt, so dass man den Eindruck erhält, er wäre federleicht.

Aushämmern des Goldblattes
Das Endprodukt ist das Ergebnis der Synergie aus der männlichen Kraft des Goldschlägers und der zarten weiblichen Hand der Goldbeschneiderinnen, die mit einem leichten Hauch das Blatt ausbreiten, es schneiden und mit kleinen Stäbchen in das Büchlein einlegen.

Goldbeschneiderinnen bei der Arbeit
Das Ergebnis ist ein zarteres, natürlicheres und „antikeres“ Blattgold, das für die Restaurierung von Mosaiken und Kunstwerken ideal ist, auch wenn es die unterschiedlichsten Einsatzformen gibt, von der Kochkunst bis hin zur Kosmetik.
Der Besuch der Werkstatt von Mario Berta Battiloro ist wirklich ein einmaliges Erlebnis – nur ein lokaler Fremdenführer kann Sie bei solch einer ungewöhnlichen Tour engagiert und kompetent bei der Entdeckung der allerbesten Handwerker in Venedig begleiten.
Lucia Scarpa
BestVeniceGuides
www.luciascarpa.com
Ergebnisse
GEBEN SIE IHRE DATEN EIN, UM INFORMATIONEN
Alle Felder sind erforderlich. Um fortzufahren, müssen Sie wählenmindestens eine Führungs