Die Edelrose Gloria Dei im Garten eines venezianischen Palastes
Vor 7 oder 8 Jahren betrat ich zum ersten Mal die Halle, das ‘Andron’, mit dem elegant grau-weißen karierten Fußboden eines venezianischen Palastes. Ich konnte vor mir durch das Tor aus Glas und Eisen Teil des versteckten, blühenden Gartens im Hintergrund schon erblicken.
Ich kann mich genau an meine damaligen Wahrnehmungen erinnern. Alle Geräusche von der Gasse hinter mir wurden vom Brunnen im Garten mit dem jungen Herkules verschluckt; durch die dunklere Halle erreichte ich eine andere Welt, eine andere Zeit, wo die Zeit nicht existierte. Und so ist es geblieben, jedes Mal, wenn ich Gäste immer wieder zu diesem einzigartigen Gartenjuwel begleite.

Blick auf den Eingang des Gartens
Der Himmel war blau, die Sonne schien mit einem ganz besonderen Licht, wie öfters im Frühling in Venedig, obwohl der Sommer noch nicht vor der Tür stand. Alle Rosen im Garten waren noch nicht bereit, ihre bezaubernde Schönheit zu entfalten, mit der Ausnahme von einer, der Edelrose Gloria Dei. Diese Rose thronte verzweigt und breitbuschig links und rechts in den Buchsbaumbeeten wie eine einsame, selbstbewusste Königin. Ihre Farben waren delikat, mit Gelbnuancen, hellgelb-elfenbeinfarbigen Blüten, mit einer zartrosafarbigen Tönung, die am Rand intensiver, fast rot im Verblühen wurde. Ihr Wuchs war aufrecht, stark und die Haltung gerade und elegant.
Einst hatte Antoine de Saint-Exupéry über eine Rose behauptet, ‘Sie wollte nicht so zerknittert aufgehen wie die Mondblumen. Sie wollte nur im vollen Glanz ihrer Schönheit erscheinen‘. Sie sah genau so aus, sehr stolz. Genau so war es.

Edelrose Gloria Dei im Garten eines venezianischen Palastes
Meine deutschsprechenden Gäste staunten damals, da ihre Edelrose Gloria Dei zu Hause mind. 3 Wochen zurück war – einer der Vorteile, südlich der Alpen zu wachsen!
3 Zahlen 3 – 35 – 40.
Ein paar Jahre später entdeckte ich die bewegende Geschichte hinter dieser Zahlen und warum die Rose unterschiedliche Namen bekommen hatte, Gloria Dei eben in Deutschland, Peace (Frieden) in Amerika, Gioia (Freude, als ob es das schöne Äußere würdigen würde) in Italien oder Mme Antoine Meilland in Frankreich.
Herr Francis Meilland und der zweite Weltkrieg
Der französische Rosenzüchter Francis Meilland war in Lyon 1935 beschäftigt, Rosen zu züchten. Zusammen mit seinem Vater hatte er 50 junge Sämling von 800 ausgewählt. Diese 50 wurden wie üblich zu ihren ‘Versuchsbeeten’ verlegt, wo verschiedene mögliche Kreuzungen ausprobiert wurden. Das Ergebnis der dritten Züchtung im Sommer 1935 und die 40. Pflanze von 50 sah nicht versprechender aus als andere, aber man benötigt Jahre und Geduld, eine Rose zu züchten und dann sie zu testen.
4 Jahre später waren die Versprechungen dieser Rose mit wunderschönen Farben und unzähligen Blüten großartig.

Herr Meilland und seine Frau vor einer anderen Rose Happiness; dank http://www.rosai-e-piante-meilland.it/
Francis nannte er sie, als er sie in den Handel brachte, nach seiner Mutter, aber der zweite Weltkrieg brach aus. Francis befürchtete, die Deutschen würden Frankreich überfallen und erobern, schickte daher 2 Pakete mit den Zahlen 3-35-40 zu einem deutschen und italienischen Kunden.
Der amerikanische Konsul in Lyons bot sich an, ein Paket, was weniger als 1 Pfund wiegen würde, nach Amerika zu transportieren, so kam ein drittes Packet 3-35-40 über den Atlantik – der Legende nach mit dem letzten Clipper bevor der deutsche Angriff anfing.
Das Paket wurde Herrn Robert Pyle geschickt, den Francis Jahren zuvor bei seinem einzigen Besuch in Amerika kennengelernt hatte. Herr Pyle hat nicht nur die Rose fortgepflanzt, sondern auch bepflanzt und mit sehr guten Ergebnissen getestet.
Die Verständigung zwischen den Staaten war unterbunden, und Francis hatte keine Ahnung vom Schicksal seiner Rose. Nach dem Ende des Krieges erhielt Francis einen enthusiastischen Brief seitens Herrn Pyle, der ihm berichtete, daß er die Rose Rosenzüchtern und der American Rose Society für eine Bewertung geschickt hatte.
Alle waren von dieser Rose mit den unterschiedlichen Nuancen und gefüllten Blüten begeistert!

Edelrose Gloria Dei im Garten eines venezianischen Palastes
Pyle informierte auch Meilland, daß er sie bei einer Name Giving Ceremony dem Großpublikum präsentieren würde. Er taufte sie mit dem Namen Peace nach diesem Wunsch eines baldigen Kriegsendes. Die Präsentation wurde am 29. April 1945 in Pasadena organisiert, 2 Tauben wurden symbolisch frei gelassen. Der größte Wunsch der Erde war ‘PEACE’.
An diesem Tag wurde Berlin von der sowjetischen Armee gestürmt.
Ein paar Monate später konnten sich während einer Versammlung der Vereinten Nationen am 8. Mai 1945 in San Francisco 49 Delegierten erfreuen, in ihrem Hotel eine Peace Rose als gutes Omen zu finden. An diesem Tag wurde in Deutschland der Frieden unterschrieben.

Detail der Edelrose Gloria Dei in Venedig
Sie ist eine der meist verkauften Rosen der Welt, da sie pflegeleicht, witterungsunempfindlich, regen- und hitzefest, robust und öfter blühend ist.
Wenn Sie zwischen Mai und Oktober in Venedig sein sollten und von dieser Rose in diesem spektakulären Garten verführt werden möchten, wählen Sie eine Gartenbesichtigung hinter hoher Mauern mit einer der Guides unserer Gruppe BestVeniceGuides.
Gerne würde ich mit Ihnen weitere Anekdoten aus dem Leben von Herrn Francis Meilland mit Ihnen teilen.
Fiona Giusto
BestVeniceGuides.it
www.venicetours.it