Der Mocenigo Palast in Venedig und das Parfüm (Teil 1)
Wer kennt nicht das legendäre Parfüm Chanel Nº 5 und Marilyn Monroe’s Aussage ‘Zum Schlafen trage ich nur ein paar Tropfen Chanel Nº 5‘?
Wer erinnert sich nicht an einen modernen sinnlich-orientalischen Duft wie Opium von Yves Saint Laurent?
Haben Sie sich je gefragt welche Düfte Chanel Nº 5 von Opium sich unterscheiden? Wie entsteht ein Parfüm heutzutage? Und in der Vergangenheit?
In Venedig können wir zusammen viel auch über Parfüm und Düfte entdecken, und zwar in einem Palast aus dem 17. Jahrhundert in der Nähe von San Stae.
Der Mocenigo Palast
Der Mocenigo Palast wurde in der Nachkriegszeit vom letzten Nachkommen Alvise Nicolò Mocenigo der Stadt vermacht, und nach dem Tod seiner Ehefrau Costanza Faa di Bruno in den Siebziger Jahren kamen auch die Säle der ersten Etage dem Kulturerbe der städtischen Museen hinzu, als Ergänzung des Correr Museums.
Der Mocenigo Palast wurde 1985 für das Publikum eröffnet, und nun nach der Neueinrichtung in 2013 sind auch einige Säle der Geschichte des Parfüms gewidmet, möglich dank dem großzügigen Mäzenatentum der venezianischen Familie Vidal.

Portego Eingangshalle auf der ersten Etage
Portego
Gehen wir nach oben zum Piano Nobile, zum Portego, zum Saal, der die zwei Fassaden zur Salizada und zum Kanal verbindet.
Das Mocenigo Wappen im Eisenwerk und im Giebel besteht aus einer doppelten Rose mit 5 Blütenblättern und mit 1 Körbchen. In Bildern im oberen Teil ist die Rose blau mit 5 silbernen Blütenblättern und im unteren ist die Rose silbern mit 5 blauen Blütenblättern.

Mocenigo Wappen im Giebel

Mocenigo Wappen im Eisenwerk
Unter der aus Balken bestehenden Decke präsentiert uns ein Fries die wichtigsten Mocenigos, unter anderen auch die 7 Dogen, die aus dieser Familie hervorgingen; nur die Contarini hatten mehr, 8 Dogen.
An den Wänden hängen Portraits von Königen, Päpsten und Kaisern, bei welchem Hof die Mocenigos als Vertreter gearbeitet haben. Verklärung und Selbstverherrlichung!
Pietro Mocenigo war zum Beispiel Botschafter in London von 1668 bis 1670 als Karl II Stuart mit dem Titel König von England, Schottland und Irland (von 1660 bis 1685) regierte.

Detail von Carlo II Stuart
Pietro Mocenigo war auch Botschafter in Rom von 1672 bis 1676, als der Papst Clemens X den Stuhl des heiligen Petrus (von 1670 bis 1676) besetzt hatte.

Detail vom Papst Clemens X
Museum Besichtigung
Wir gehen von einem Raum zum nächsten; barocke und Rokoko Stühle, Tische, Möbelstücke und Bilder an den Wänden der Familienmitgliedern vermitteln die Atmosphäre eines ehemaligen privaten Hauses.
Die Decken wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts anlässlich der Hochzeit eines Mocenigo mit Laura Corner freskiert.
Im Saal 2 präsentiert die Freskenmalerei von Giovanni Scajaro Hymenaios mit den allegorischen Figuren von Ruhm und Glorie. Hymenaios war der Gott der Hochzeit und wurde als gutes Omen hervorgerufen, seine Symbole sind Fackel, Blumenkrone und oft Flöte.

Hymenaios von Scajaro
Hymenaios kehrt auch in der Freskenmalerei im Saal 4 in der freskierten Allegorie des Brautpaares von Jacopo Guarana wieder: Hymenaios, die Gemahlin mit ihrem durchstochenen Herzen, Amor, Dichtung und die Fruchtbarkeit des Frühlings.

Hymenaios von Guarana
Überall leuchtende Murano Glas Lüster, nun verkabelt.
Ein Rahmen sticht hervor. Im Saal 5 thront das Porträt vom Politiker Procuratore Giulio Contarini in einem raffinierten Rahmen, Antonio Corradini zugeschrieben.
Der Doge Alvise IV Mocenigo hatte in erster Ehe Pisana Corner geheiratet. Von dem Ehepaar ist ein Doppelportrait in dem ersten Saal ausgestellt. In der Gemälde Galerie Alte Meister in Dresden hängen 2 Pastelle von Pisana von Rosalba Carriera. Aus dieser Ehe gingen 6 Jungen und 2 Mädchen hervor; der erste Sohn Alvise I heiratete Francesca Grimani und dann Polissena Contarini da Mula. So kam ein Portrait der Familie Contarini im Besitz der Mocenigo.

Detail vom Rahmen des Portraits vom Procuratore Contarini
Elegante Kostüme und raffiniertes Design der Textilien
In einigen Sälen von diesem herrschaftlichen Palast sind auch kostbare Kleidungsstücke aus dem 18. Jahrhundert ausgestellt.
Das Andrienne Kleid verkörperte bestens die dominierende französische Mode der Zeit, mit einer dünnen Taille, mit einem weiten Ausschnitt und mit einem langen Zug, der an den Schultern anfing und immer breiter wurde.

Mode aus dem 18. Jahrhunderts
Die Textilien wurden leichter, die Farben heller, das Muster kleiner, die Röcke durch Reifröcke aufgeblasen, die Ärmel schütten die Spitze aus.
Auch die Herrenkleidung ist gut mit Ärmelwesten, Westen, Kniehosen, Jacken und Mänteln vertreten.
Parfüm, Düfte und erlesene Rohstoffe
Wir erreichen die letzten Säle, die 2013 der Geschichte des Parfüms gewidmet sind.
Der Saal 16 ist ein rekonstruiertes Labor eines Parfümeurs, der Parfüm und Rouge herstellte: Le Nez, Nase, auf Französisch, muscher auf Venezianisch, dieses Wort wurde vom Moschus abgeleitet, einem Sekret aus dem haarigen Moschusbeutel vom männlichen Moschustier.

einer der der Geschichte des Parfüms gewidmeten Säle
Für uns ist das Labor mit seinen Einrichtungen eine unbekannte Welt, heutzutage werden Düfte mit synthetischen Komponenten per Computer zusammengestellt, damals Parfümspezialisten haben die erlesensten Rohstoffe kompetent ausgesucht, besonders in Venedig, wie wir bald sehen werden.
Fiona Giusto
BestVeniceGuides
www.venicetours.it